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Elias Walchshofer: Der Traum vom Heim-Titel in HirschbachEs ist Anfang der 2000-er Jahre im beschaulichen Hirschbach im Mühlviertel, als Elias Walchshofer die Volksschule besucht. Sechs, sieben Jahre ist er damals, als auf dem Stundenplan für einen Tag Faustball steht. Fußball oder andere Ballsportarten gibt es im örtlichen Verein der Sportunion Hirschbach ohnehin nicht. „Entweder man ist zur Stadtmusik, zur Feuerwehr oder eben zum Faustball gegangen“, erinnert sich Walchshofer. Für den sportbegeisterten Jungen steht nach der Unterrichtsstunde fest: er möchte Faustball spielen. So lässt die erste Trainingseinheit im Verein nicht lange auf sich warten. „Ich war von Anfang an Feuer und Flamme, bin unglaublich gerne zum Training gegangen“, erinnert er sich. Die zwei Kilometer zum Sportplatz waren dabei immer schnell zurückgelegt. „Ich bin zwei bis dreimal die Woche zum Sportplatz gepilgert, habe mich mit Freunden getroffen. Alle waren ja beim Faustball dabei.“ Auch die ersten Erfolge stellen sich in der Hirschbacher Jugend ein. So gewinnt das Team in der U12 den Bezirksmeistertitel, holt später auch bei Landes- und Staatsmeisterschaften Medaillen. Und auch darüber hinaus ist Walchshofer erfolgreich, schafft es in der U14 in den Auswahlkader von Oberösterreich. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich der Defensivspezialist auch früh seinen Platz im Männerteam erkämpft. „Wenn Faustballspieltage anstehen, dann trifft sich das ganze Dorf auf dem Faustballplatz“, erzählt der heute 28-Jährige. Mit der Männermannschaft gelingt dabei Historisches: In der Halle und auf dem Feld wird die Sportunion Hirschbach Landesmeister – und steigt somit erstmalig in die 2. Bundesliga auf. Sprung ins NationalteamSein Können hat Elias Walchshofer zu diesem Zeitpunkt auch schon in den Nachwuchsteams von Faustball Austria unter Beweis gestellt. 2011 reicht es für ihn als Pikett-Spieler noch nicht ganz ins U18-Nationalteam, ein Jahr später reist er mit Österreich aber zur U18-Weltmeisterschaft nach Kolumbien. „Hirschbach hat immer wieder Nationalspieler im Nachwuchs hervorgebracht, das hat einen noch zusätzlich motiviert, es auch zu schaffen“, erzählt Walchshofer. Auch, wenn es in Kolumbien noch nicht mit dem WM-Podest klappt, nach dieser Nominierung ist der Hirschbacher aus den österreichischen Teams nicht mehr wegzudenken. Bei der U18-EM in Vöcklabruck und der U21-EM in Mannheim gewinnt er mit Team Austria jeweils die Bronzemedaille, bei der U21-Europameisterschaft in Peilstein steht er dann erstmals in einem Endspiel. „Peilstein war ein besonderes, cooles Event in einem kleinen Faustballdorf. Wir hatten ein brutales Sommerwetter mit 35 Grad und trotzdem war die Tribüne richtig voll. Das Finale gegen Deutschland war dann extrem spannend, wir haben uns im Entscheidungssatz nur knapp geschlagen geben müssen. Es war definitiv ein absolutes Highlight“, erinnert sich Walchshofer. Ein Jahr später gewinnt er erneut U21-Silber. Der nächste Schritt in VöcklabruckSeine Jugend- und Juniorenzeit endet somit, 2017 gehört der junge Faustballer zum erweiterten Aufgebot des A-Kaders, der die World Games in Polen als Saisonhöhepunkt haben. „Damals war Martin Weiß Nationalteamtrainer, bei dem ich zu dieser Zeit auch im Heeressport trainiert habe und so meinen Grundwehrdienst absolviert habe“, erzählt Walchshofer. Gemeinsam mit Maximilian Huemer, Stefan Wohlfahrt und Gustav Gürtler bildet er eine Trainingsgruppe. Gerade diese Zeit – mit vollem Fokus auf den Faustballsport – bringt ihn noch einmal einen großen Schritt nach vorne. „Ich bin mit wenigen Erwartungen ins Teamtraining gegangen.“ 2016/17 ist ohnehin eine Zeit, die viele Veränderungen bei Elias Walchshofer bedeuten. In der Zeit im Heeressportzentrum verbringt er viel Zeit mit Max Huemer aus Vöcklabruck. „Zu dieser Zeit haben dort einige ältere Defensivspieler etwas mehr zurückgesteckt und ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in Vöcklabruck zu spielen.“ Nach ein wenig Bedenkzeit steht für ihn fest: „Ich möchte das machen und Faustball auf Leistungsniveau spielen.“ Mit den Top-Teams im österreichischen Faustball messen, um die nationale Krone mitspielen sollen fortan die Ziele mit den Tigers sein. Doch daraus wird in der ersten Saison nichts. Im Viertelfinale ist für Vöcklabruck Endstation. Ausgerechnet beim Final3 in Vöcklabruck muss sich das Team mit der Zuschauerrolle begnügen. Ausgerechnet an diesem Wochenende findet auch die Nominierung für den Kader der World Games statt. Und: Elias schafft es in den Kader. „Im ersten Moment konnte ich es nicht ganz glauben“, verrät er: „Dort waren Spieler wie Klaus Thaller, Jean Andrioli oder Dietmar Weiß im Kader. Und ich stand da mit meinen 20 Jahren auch auf der Liste. Das war einfach unheimlich cool.“ International erfolgreichIn Polen gewinnt Österreich die Bronzemedaille. „Die World Games sind ein sehr spezielles Event, etwas ganz Besonderes“, sagt der 28-Jährige: „Ich habe meine Spielanteile bekommen, die Stimmung im Team war super und heute kann ich alle aus dem Team als meine Freunde zählen.“ Auch bei den nächsten internationalen Top-Events steht Elias Walchshofer im österreichischen Aufgebot, ist mittlerweile nicht mehr aus dem Team wegzudenken. „Jedes Nationalteam-Event ist etwas Besonders, wenn man sein Land repräsentieren darf“, sagt er: „Besonders präsent sind aber die beiden Weltmeisterschaften 2019 und 2023 mit dem Gewinn der Silbermedaillen. Gerade das Finale in der SAP Arena war Gänsehaut pur.“ Nicht nur mit dem Nationalteam, auch mit den Tigers Vöcklabruck ist der gebürtige Hirschbacher erfolgreich, gewinnt zahlreiche Staatsmeistertitel, stößt mit seinem Team beim Champions Cup 2022 Seriensieger TSV Pfungstadt vom Thron und gewinnt auch beim IFA World Tour Final, der Klub-Weltmeisterschaft, 2019 und 2023 die Bronzemedaille. „Wir sind mittlerweile eine extrem eingeschworene Truppe, machen auf und neben dem Platz unheimlich viel zusammen. Die Jungs zählen zu meinen besten Freunden. Ich glaube, dass ist auch ein wenig der Schlüssel zu unserem Erfolg. Es ist nicht nur Sport, es ist für mich Familie.“ Die Rückkehr nach HirschbachUnd mit der würde Elias Walchshofer nur zu gerne beim Final3 in Hirschbach triumphieren. „Als ich gehört habe, dass das Final3 in Hirschbach stattfindet, habe ich den Burschen schon gesagt, dass ich das auf jeden Fall gewinnen will“, erzählt er. Den Einzug ins Endspiel hat Vöcklabruck bereits perfekt gemacht, auch, wenn es sportlich noch nicht ganz nach Plan lief. „Unsere Trainingssteuerung liegt auch auf den Highlights, die noch im Sommer bevorstehen“, verrät Walchshofer. „Der Weg stimmt aber.“ Auch von den Viertelfinals, die die Tigers in diesem Jahr nicht bestreiten müssen, will man sich nicht vom Weg abbringen lassen. „Wir haben stattdessen zusätzliche Trainingseinheiten an den Wochenenden geplant und uns verschiedene Angreifer als Gäste eingeladen“, sagt der 28-Jährige. Alles, um auch in Hirschbach ganz oben auf dem Podest zu stehen. „Wir haben dort vor Jahren schon einmal ein Cup-Spiel bestritten. Das war für mich schon ziemlich besonders“, erinnert sich Walchshofer: „Für mich wird sich dort ein Kreis schließen. Ich habe dort auf dem Platz den Grundstock gelernt. Es wäre eine mega Geschichte, wenn wir uns dort den Titel zurückholen könnten." Das österreichische Finalevent in dem Ort spielen, wo damals alles begann – das Final3-Wochenende wird für den 28-Jährigen ziemlich sicher ein emotionales werden. Abgerissen ist der Kontakt zur Sportunion ohnehin nicht. Und doch ist es ein besonderer Moment, als Elias Walchshofer im Frühjahr 2024 zurück in der Volksschule in Hirschbach in neuer Rolle zu Besuch ist. Den vier Klassen erzählt er hier mit großer Begeisterung Anekdoten seiner Karriere, über die Events und Erfolge im Nationalteam. In einer praktischen Unterrichtseinheit im Turnsaal können die Kids ihr Talent dann sogar am Ball präsentieren. Wer weiß, vielleicht ist ja unter den begeisterten Schülerinnen und Schülern auch jemand dabei, der in Hirschbach eine erfolgreiche Faustball-Karriere startet. So wie Elias Walchshofer damals. Elias WalchshoferDer 28-Jährige spielt seit der Volksschule Faustball, zunächst bei der Sportunion Hirschbach, später bei den Union Tigers Vöcklabruck. Mit ihnen gewann er zahlreiche Staatsmeistertitel, spielt zudem seit 2017 für den A-Kader der Österreichischen Faustball-Nationalmannschaft. Walchshofer arbeitet als Krankenpfleger und wohnt in Linz. Zum DownloadElias Walchshofer: Der Traum vom Heim-Titel in Hirschbach (PDF)19.06.2024 07:23 |