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Interview mit U21 Trainer Roland Helmberger

Interview mit U21 Trainer Roland Helmberger

"Wir müssen die Leistung zum Zeitpunkt X abrufen!"

Vor zwei Wochen musste sich Österreichs Faustball U21-Team im Finale der EM Deutschland klar geschlagen geben. Nach der ersten Enttäuschung über die verpasste Titelverteidigung haben wir Teamchef Roland Helmberger gebeten, seine erste U21-EM als Trainer mit ein wenig Abstand zu analysieren.

Das hoch gesteckte Ziel der EM-Titelverteidigung wurde verpasst. Wie ordnest Du die Silbermedaille ein?

Unser definiertes Ziel haben wir leider nicht erreicht, dementsprechend waren wir als Team auch im ersten Moment enttäuscht. Wir haben die Niederlage aber gleich nach dem Spiel besprochen und festgestellt, dass wir leider nicht unsere Top-Leistung abrufen konnten und für die Zukunft aus solchen Spielen lernen können. Durch die gute Leistung im Halbfinale gegen die Schweiz sehen wir uns aber doch als Gewinner der Silbermedaille.

Womit warst Du bei der EM zufrieden?

Wir im Trainerteam waren sehr stolz auf die Stimmung im Team. Wir sind mit einem 10er Kader zur EM gereist und hatten nur vier Spiele, da ist es schwierig, allen Spielern die verdiente Einsatzzeit zu ermöglichen. Auch die nicht nominierten Spieler unterstützen das Team auf der Tribüne lautstark.

Wo gibt es Deiner Meinung nach Verbesserungspotential, bzw. was haben die Gegner besser gemacht?

Verbesserungspotential besteht beim Abrufen der Leistung zum Zeitpunkt X! Unsere Sportler konnten leider nur phasenweise ihre Bestleistung abrufen. Das hat Deutschland perfekt gemacht, die haben gegenüber dem Vorrundenspiel noch eins daraufgelegt, uns im Finale überrollt und die Schneid abgekauft. Dass wir das auch drauf hätten, haben wir im Halbfinale gezeigt, wo wir gegen die Schweiz deutlich dominanter auftraten. Daran müssen wir arbeiten. 

Die U21 EM wurde ja nur mit drei Nationen ausgetragen. Würdest Du Dir – Stichwort Spielpraxis – mehr Spiele wünschen?

Es waren zwar nur drei Nationen, die aber qualitativ sehr hochwertig waren. Es braucht daher bereits in der Vorrunde eine konzentrierte Leistung, und es bleibt keine Zeit, die Nervosität abzulegen. Ich persönlich würde mir schon mehr Nationen wünschen, um gegen die vermeintlich kleineren Nationen die Anspannung ein wenig verlieren zu können und dem Kader mehr Spielzeit zu ermöglichen. Auch medial macht eine EM mit mehr als drei Mannschaften einen besseren Eindruck, und die Medaillen gewinnen an Wert.  

Die U21 EM wurde im Zuge der Frauen-EM ausgetragen, da gibt es natürlich viele Anknüpfungspunkte unter den Teams. Wie funktioniert das in der Praxis? Sind das nur organisatorische Verknüpfungen, oder tauschen sich die Trainerteams auch fachlich aus?

Die Kombination der beiden Events find ich positiv. Ich bin der Meinung, dass damit beide Meisterschaften aufgewertet werden. Alleine die Zuschaueranzahl und die Stimmung erhöhen sich damit. Fachlich gab es keinen großen Austausch zwischen den Teams, aber es vermittelt etwas Positives, wenn sich ein zweites Team mit dir mitfreut oder man sich selbst über einen Sieg des anderen Teams freuen kann! 

Als Spieler bzw. Spielertrainer haben wir Dich auf dem Platz oft als sehr dominante Persönlichkeit erlebt, Deinen ersten Einsatz als Trainer hast Du – zumindest nach außen – sehr ruhig angelegt. Wie würdest Du Dich selbst als Trainer beschreiben?

Dass das so wahrgenommen wurde, beruhigt mich, und war auch meine Bedingung an mich selbst. Als aktiver junger Spieler waren bei mir immer viele Emotionen im Spiel, die sicher auch nicht immer positiv für das Team waren, das wollte ich als Teamtrainer unbedingt vermeiden. Obwohl es nur vier Spiele bei dieser EM waren, habe ich sicher auch als Trainer Erfahrung sammeln können. Das richtige Gefühl für personelle Rochaden und Umstellungen am Feld ist sicher auch ein Lernprozess und benötigt Erfahrung. Ich würde mich als lernfähig, motiviert und ehrgeizig beschreiben. Wichtig ist mir auch, dass die Jungs neben dem nötigen Ernst auch Spaß haben, da das meiner Meinung nach die Arbeit für beide Seiten vereinfacht.  Meine Aufgabe als Teamtrainer sehe ich auch darin, die Spieler und das Team taktisch weiterzuentwickeln!

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Deinem Co-Trainer Dietmar Weiß?

Ich bin sehr froh, Dietmar als sogenannten Co-Trainer im Team zu haben. Seine fachliche Kompetenz und Erfahrung sind vor allem für die Angreifer ein großer Gewinn. Auch seine Persönlichkeit und seine Erfolge haben für das Team eine Vorbildwirkung. Unsere Zusammenarbeit war von Beginn an nicht auf „Chef und Co“ angelegt, sondern mehr auf „Angriff und Abwehr/Spielaufbau“ mit der nötigen guten Kommunikation. Unsere Arbeit müssen wir erst reflektieren, meiner Meinung nach hat aber unser erster gemeinsamer Auftritt gut funktioniert.

Du bist ja erst nach Beginn der Vorbereitung als Trainer eingestiegen. Wie einfach oder schwierig war es, Zugang zum bestehenden Vorbereitungskader zu bekommen?

Der Einstieg fiel uns nicht schwer, das wichtigste war, den Kader so schnell wie möglich spielerisch kennenzulernen. Hier haben uns auch in erster Linie die Gespräche mit U18-Trainer Harald Pühringer und Männer-Trainer Martin Weiß sehr geholfen, bei denen ich mich für die Unterstützung bedanken möchte! Dietmar hat in der Halle auch teilweise gegen unsere Jungs gespielt und so einen ersten Eindruck gewonnen. Ich selbst hab auch im Frühling das Trikot übergezogen, um gegen einige der Jungs zu spielen. Kurzfristig haben wir am Osterwochenende auch noch ein Sichtungstraining eingeschoben, um für das Pfingsttrainingslager einen 15er Kader zu nominieren. 

Im Herbst beginnt die Vorbereitung auf die nächste Nationalteamsaison. Wie wirst du die Kadergestaltung und Spielernominierungen angehen? Auf welche Spielerqualitäten legst Du besonders wert?

Mit Martin Pühringer, Max Reinegger und Christoph Pirkner werden uns wieder drei aus dem EM Kader verlassen. Ansonsten ist der Kader aber relativ jung, und mit diesem werden wir auch weiterarbeiten. Was wir im Trainerteam unbedingt sehen wollen, sind der unbedingte Einsatz und Wille, um jeden Ball und um das Leibchen im Team zu kämpfen. Das Beste, das uns passieren kann, ist, wenn sich die Jungs gegenseitig zu Höchstleistungen pushen! Wir werden auch eine gewisse physische Voraussetzung verlangen, die wir auch im Herbst ermitteln, dann bekommt jeder die Chance, sich in diesen Bereich zu verbessern. Ein hohes Maß an Athletik ist auch mittlerweile im Faustballsport ein Muss. Wer diese Faktoren erfüllt und die spielerische Qualität besitzt, wird eine gute Chance auf eine Nominierung haben, unabhängig vom Alter.

Wie lautetWir  Dein sportliches und persönliches Resümee nach der ersten internationalen Großveranstaltung als Trainer?

Nüchtern betrachtet haben wir den Titel nicht verteidigt und sind auch nicht „Letzter“ geworden. Mit dem zweiten Platz bin ich zufrieden. Wir hatten zwar keine wirkliche Chance, im Finale den Titel wieder nach Österreich zu holen, aber wir wissen auch, dass wir nicht gut gespielt haben. Ich bin der Meinung, dass es für die Vorbereitung ein Vorteil ist, wenn wir im nächstem Jahr wieder die Jäger sind und nicht die Gejagten. Die EM nächstes Jahr in Grieskirchen wird von den Rahmenbedingungen her ein absolutes Top Event. Mit diesem Gedanken werde wir alle in die Vorbereitung gehen, um nächstes Jahr am Tag X unsere Top-Leistung abrufen zu können.

02.08.2019 13:50

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